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Suchtausstellung Hennef

11/2017 Meys Fabrik

Heike Trapphoff, Fachberaterin in der Selbsthilfe-Kontaktstelle im Rhein-Sieg-Kreis


Wenn man an Sucht denkt, denkt man vor allem an Alkohol und andere Rauschmittel. Aber auch nicht stofflich gebundene Süchte – wie die Sucht nach neuen Medien, Spielsucht, Esssucht, Vergnügungssucht, Kaufsucht – spielen inzwischen eine große gesellschaftliche Rolle.
Sucht hat viele Facetten – mit diesen Facetten beschäftigt sich die Ausstellung „Einfach menschlich“ in Hennef. In der Zeit vom 8. bis 16. November 2017 war sie in der Meys Fabrik, Beethovenstraße 21, zu sehen.
Heike Trapphoff, Fachberaterin der Selbsthilfe-Kontaktstelle Rhein-Sieg-Kreis, hat sich mit darum gekümmert, dass die Ausstellung im Kreis gezeigt wird. Im Interview steht sie Rede und Antwort.

Selbsthilfe-Kontaktstelle:

Welche Rolle spielen die klassischen Süchte, wenn man an Alkohol und andere Rauschmittel denkt?

Heike Trapphoff:

Man geht davon aus, dass drei bis fünf Prozent der Bevölkerung irgendwie süchtig sind. Natürlich ist Alkohol immer noch ein starkes Mittel, aber bei Jugendlichen sind genauso gut die Handysucht oder die Sucht, dazu zu gehören, ein wichtiges Mittel.
Früher hat man nicht so darauf geachtet – aber auch die Kombination von Depression und Sucht ist ein wichtiges Thema. Dabei weiß man oft nicht, was zuerst da war, die Depression oder die Sucht.

Selbsthilfe-Kontaktstelle:
An wen richtet sich die Ausstellung in Hennef?

Heike Trapphoff:
Die richtet sich an alle, die wissen möchten, wie sich Sucht anfühlt. Wie es passieren kann, dass jemand da so rein gerät in diesen Strudel. Wie es passieren kann, dass eine ganze Familie dieses süchtige Spiel oder das Spiel des Süchtigen mitmacht, welche Bedingungen da zusammenstoßen. Die Ausstellung ist so konzipiert, dass man mitfühlen kann, was man sonst vielleicht gar nicht versteht.

Selbsthilfe-Kontaktstelle:

Was erwartet die Besucher?

Heike Trapphoff:
Eine abwechslungsreiche Ausstellung zum Thema Süchte, in der man sich an vielen Punkten wiederfindet. Es gibt auch positive Sachen, es gibt auch Wege, die aufzeigen, wie es wieder rausgehen kann. Aber man sieht auch: Das kenne ich.
Es müssen natürlich viele Faktoren zusammenkommen, bis jemand süchtig ist, aber man merkt auch, dass es nicht so weit weg ist von unserer alltäglichen Welt.

Selbsthilfe-Kontaktstelle:
Inwieweit sind auch Angehörige angesprochen?

Heike Trapphoff:
Eine Familie muss mitbekommen, wie sehr sie im System abhängig ist. Es ist wie bei einem Mobile: wenn die Familie, der Partner, der Freund, der Arbeitskollege, wenn dort jemand sein Verhalten ändert, muss auch der Süchtige oder der von Sucht Bedrohte etwas ändern. Das heißt, jeder kann etwas tun und das kriegt man in der Ausstellung, ganz gut mit. Man hat eine Chance.


Entwickelt wurde „Einfach menschlich“ von ehemals Süchtigen und Angehörigen mit Fachleuten unter Federführung des Regensburger Vereins „Suchtprävention und Genesung“.

Vormittags besuchten Schulklassen die Ausstellung, ab 16 Uhr wurden Führungen für Erwachsenen-Gruppen angeboten (Anmeldung beim Jugendamt Hennef: 02242 / 888-415).

 



 
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